Nachdem soeben die online-Buchvernissage unseres Partner-Verbandes über die Bühne ging soll das Buch…

Faszination Lösungsfokus

… zum 10-Jahres Jubiläum des Austrian Solution Circle auch Eingang in unsere Mediathek finden. Nebst dem Link zur Seite des Buches selber, auf der die Bücher auch bestellt werden können, soll hier das Vorwort von Katalin Hankovszky Lust aufs Weiterlesen wecken.

Wie hast du das geschafft?

Das ist ein gewinnbringender Trick: Gelingensgeschichten so genau erzählen zu lassen, dass ich sie auch nachmachen könnte. Einerseits bekomme ich so eine authentische Beschreibung von jemandem, der etwas Wichtiges erfolgreich zu Ende gebracht hat. Andererseits bringen diese Erkenntnisse auch den Erzählenden etwas. Sie werden sich ihrer eigenen Beiträge zur Sache, ihrer Strategien und Überlegungen bewusst. Sie könnten also wohl ein anderes Mal wieder genauso gut handeln.

Nicht nur in formellen Veranstaltungen der (Erwachsenen-)Bildung lohnt es sich also, nachzufragen: «Wie hast du das geschafft?» oder «Wie hast du es gemacht?», «Und wie müsste ich genau handeln, um sowas auch zustande zu bringen?», sondern auch in Praxisgemeinschaften wie dem Austrian Solution Circle oder dem Netzwerk für Lösungsorientiertes Arbeiten. Und im Leben übrigens auch.

Was in diesem Buch geboten wird, kommt solchen detaillierten Erzählungen nah und hat auch die Absicht, anderen einen praxisanleitenden Einblick in die eigenen Handlungen zu geben, welche in unterschiedlichsten Arbeitsfeldern und in verschiedenen Tätigkeitsmomenten zum Gelingen beigetragen haben.

Und das hier abgesteckte Feld ist tatsächlich sehr breit. Diese Sammlung von Praxisbeispielen demonstriert gut, was ich wiederholt auf die Frage antworte: «Gibt es denn Fragestellungen oder Arbeitsfelder, in denen Lösungsfokus nicht funktioniert?» Gerne weise ich dabei als Erstes darauf hin, dass es nicht der «Lösungsfokus» ist, der funktioniert. Es sind Menschen, welche sich in die Interaktion hineinbegeben, auf die Kraft der Begegnung vertrauen und dabei angemessen, konsequent mit Neugier auf Möglichkeiten, auf Funktionierendes, eben auf «Besser» zeigen. «Wir können wissen, was besser ist, ohne zu wissen, was gut ist», sagte Steve de Shazer mal. Und ich kenne kein Gebiet, auf dem nicht Kolleg*innen lösungsfokussiert mit Erfolg unterwegs wären. So eine Vielfalt scheint auch in diesem Buch auf.

Den Lösungsfokus als Paradigma unserer Arbeit gewinnbringend zu verwenden, will geübt werden. Wir können am besten darin werden,

konsequent auf das Expert*innentum der Beteiligten zu vertrauen,

  • unser Helfen (Unterrichten, Führen, Beraten, Erziehen, Verändern…) an den mutigsten und kühnsten Hoffnungen der Interaktionspartner*innen auszurichten
  • und dabei auf die vorhandenen Ressourcen zu zählen,

wenn wir dies viel mit anderen zusammen tun können: mit unseren Kund*innen und in unseren Praxisgemeinschaften (vgl. Farnsworth et al., 2016). Der Austrian Solution Circle ist offensichtlich eine solche Gemeinschaft, in der das Hervorbringen und Verfeinern von Praxiswissen in gemeinsamen (Lern-)Aktivitäten zu der wertgeschätzten kollektiven Kompetenz führen, zu miteinander geteilter Praxis. Und daraus dieses Buch entstehen zu lassen – liegt doch auf der Hand, oder?

Scott D. Miller (vgl. Goldberg et al., 2016) beschreibt das aufwühlende Ergebnis seiner Untersuchungen, wonach Beratungserfolg nicht mit wachsender Erfahrung steigt. Wir werden nicht einfach besser dadurch, dass wir schon länger im Geschäft sind. Er zeigt, dass es die ins Unbequeme gehende regelmäßige Reflexion ist, das sich Klarwerden über das «Wie» der einzelnen Arbeitsstücke und auch die nähere Betrachtung der überraschenden, schräg anmutenden Stellen, die einen Unterschied machen: «Was habe ich da genau gemacht? Was habe ich wahrgenommen, das mich (möglicherweise) veranlasst hat, so oder so zu handeln?»

Was wir hier auf 250 Seiten in der Hand haben, ist ein solches genaues Hinschauen, eine systematische Prüfung, wie die lösungsfokussierte Vorgehensweise zu einem gangbaren Weg beiträgt. Es ist eine bemerkenswerte Leistung nicht nur von der lösungsfokussierten Gemeinschaft eines Landes, sondern auch von der Konsequenz des Herausgeber*innen-Teams und der Co-Autor*innen.

Ich gratuliere herzlich und gehe (immer wieder) lesen!

Katalin Hankovszky Christiansen

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